Auf der Flucht vor Unterdrückung, Krieg und Armut

Die Familie kommt aus Skopje in Mazedonien. Sie sind Roma: Vater, Mutter und zwei Kinder. In ihrer Heimat wurden sie diskriminiert, die Kinder aufs Schlimmste malträtiert. Das Haus wurde ihnen über dem Kopf angesteckt. In Deutschland wird ihr Asylantrag abgelehnt. Sie hangeln sich von Duldung zu Duldung – mit Unterbrechungen über einen Zeitraum von jetzt 20 Jahren. Die Mutter ist psychisch am Ende.

„Sie muss regelmäßig Gutachten über ihre psychische Erkrankung vorlegen, damit die Duldung verlängert wird“, erzählt Alex Micha, seit vielen Jahren in der Flüchtlings- und Friedensarbeit in Mönchengladbach, unter anderem beim Arbeitskreis Asyl der Hauptpfarre St.Mariä Himmelfahrt aktiv. Er begleitet die Familie seit Jahren, hilft bei Arzt und Behördenbesuchen und unterstützt, wo er kann. „Das Problem ist, dass die Duldungen immer nur für einige Monate verlängert werden“, sagt er. „Die Familie kann überhaupt nicht für die Zukunft planen.“ Eine Arbeit zu finden sie so unmöglich. Hinzu kommt, dass der älteste Sohn bald 18 Jahre wird. Dann könnte er abgeschoben werden in ein Land, das er kaum kennt. „Das belastet vor allem die Mutter sehr“, erzählt Alex Micha. Immerhin konnte die Familie vor drei Monaten die Flüchtlingsunterkunft verlassen und eine eigene Wohnung beziehen.

Der Arbeitskreis Asyl unterstützt die in Mönchengladbach lebenden Flüchtlinge auch in rechtlichen Fragen. „Im Arbeitskreis machen Juristen mit, die abgelehnte Asylanträge prüfen und auf rechtliche Möglichkeiten hin abklopfen“, erklärt Alex Micha. Gemeinsam mit Dr. Günter Rexilius hat er auch an der Resolution mitgearbeitet, die unter anderen von den evangelischen Kirchenkreisen Jülich, Aachen, Krefeld-Viersen, Moers, den protestantischen Kirchen in Belgien und in Limburg/ Niederlande sowie den katholischen Bistümern Aachen, Lüttich und Roermond getragen wird und die Flüchtlingspolitik der EU scharf kritisiert. Weil die Grenzen Europas dicht sind, stranden die Menschen an den Außengrenzen, unter anderem in Marokko. Dort sind die Flüchtlinge völlig rechtlos, Gewalt und Vergewaltigungen sind alltäglich. „In Marokko werden die afrikanischen Flüchtlinge, die nach Europa wollen, durch die Straßen geprügelt oder in der Wüste ausgesetzt“, sagt Alex Micha. „Die Fantasie reicht nicht aus, sich vorzustellen, wie dort mit den Menschen umgegangen wird.“ Es sei ein christlicher Auftrag, sich dagegen zu stellen. „Zuzusehen, wie Menschen krepieren, ist Mord“, sagt auch Günter Rexilius. „Wir können nicht behaupten, nichts gewusst zu haben und einfach wegsehen.“ Die menschliche Katastrophe findet vor unserer Haustür statt. Deshalb werden in der Resolution alle Christen aufgefordert, sich ohne Wenn und Aber für eine Umkehr in der europäischen Flüchtlingspolitik stark zu machen.