Ein Mensch und sein Grabmal: der Zeitungsverleger Wilhelm Hütter (1834-1911)
In der Nähe der Trauerhalle befindet sich auf dem evangelischen Friedhof am Wasserturm das Grabmal des Zeitungsverlegers und Druckereibesitzers Wilhelm Hütter. Er wurde am 7. April 1834 geboren und übernahm am 25.März 1863 die bis dahin einzige Zeitung in der Stadt, die seit 1826 als „Gladbacher Kreisblatt für Geschäfte und Unterhaltung“ erschien. Am 3. Januar 1864 gab er der Zeitung ab dem 37. Jahrgang den Namen „Gladbacher Zeitung“ mit dem Untertitel „Amtliches Kreisblatt“. Ferner erschien der „Allgemeine Geschäftsanzeiger“ im „Druck- und Kommissionsverlag der Firma W. Hütter“, deren Sitz sich auf der Wallstrasse 13/15 befand. Wilhelm Hütter war selbst als Redakteur in seiner Zeitungsredaktion tätig.
Die „Gladbacher Zeitung“ hatte das Bürgertum der Ober- und Mittelschicht als Zielgruppe. Kommunalpolitisch wurde die Richtung des „Liberalen Wählervereins“ in der Stadt M.Gladbach unterstützt, der sich aus Vertretern der Nationalliberalen, der reformorientierten Fortschrittsliberalen und der konservativen Wirtschaftsliberalen zusammensetzte. Nach der Gründung der katholischen „Zentrumspartei“ (1869-1871) erwuchs der „Gladbacher Zeitung“ eine erhebliche Konkurrenz durch die katholisch geprägte „Gladbacher Volkszeitung“, die ab März/April 1872 erschien. Wahlkämpfe zwischen den meist protestantischen Liberalen und dem katholischen Zentrum um die Mehrheiten im Stadtrat wurden jahrzehntelang vorwiegend über die beiden konkurrierenden Gladbacher Zeitungen ausgetragen.
Als Mitglied der evangelischen Gemeindeleitung gehörte Wilhelm Hütter der „Größeren Gemeindevertretung“ (auch „Repräsentation“ genannt) an. In seinem Verlag erschienen die Schriften und Broschüren der Evangelischen Gemeinde M.Gladbach und seit 1868 das „Kirchliche Wochenblatt für die evangelischen Gemeinden des Jülicher Landes“ (vorher unter dem Titel: „Kirchlicher Anzeiger“). Der Superintendent und Gladbacher Pfarrer Otto Zillessen hatte veranlasst, dass in alle Haushaltungen der Gemeinde das Informationsblatt auf Kosten der Kirchenkasse zugestellt wurde. Zillessen vertrat die Auffassung: „Das Blatt muss gerade in diejenigen Häuser hinein, die es sonst nicht halten würden.“ Er versprach sich von der Kirchenzeitung die Pflege des Gemeindebewusstseins und eine Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls unter den Gemeindegliedern.
Wilhelm Hütter war Mitglied der „Gesellschaft Erholung“ und des „Wissenschaftlichen Vereins“, in dem er das Amt des Schriftführers von 1870 bis 1877 ausübte. Selbst hielt er Vorträge im „Wissenschaftlichen Verein“ u.a. 1884 über sein Berufsthema „Zeitungsdeutsch“.
Am 10. Februar 1911 verstarb Wilhelm Hütter im Alter von 76 Jahren und wurde auf dem evangelischen Friedhof beigesetzt.
Lothar Beckers