Luther und das tote Vögelchen

Nein, es ist noch nicht alles gesagt zu Luther und der Reformation, auch wenn im vergangenen Jahr eine Vielzahl von Veranstaltungen den Reformator und seine Wirkung beleuchteten. Die Ausstellung der Bilder, die der Leipziger Künstler Michael Triegel zu Luthers Tischreden geschaffen hat, hat das Spektrum noch einmal eindrucksvoll erweitert. Der Ökumenekreis der Innenstadtgemeinden hatte die Bilder auf einer Fahrt nach Worms entdeckt und nach Mönchengladbach geholt. Vom 29. September bis 31. Oktober waren sie im Elisabethsaal der Propstei zu sehen.

Begleitet wurde die Ausstellung der mit altmeisterlichem Können geschaffenen Bilder von einem beeindruckendem Rahmenprogramm, das sich der Thematik auf unterschiedlichste Weise näherte. Die Ausstellung wurde mit einer gelungenen Vernissage eröffnet, musikalisch begleitet  vom Mädchen- und Knabenchor der Hauptkirche Rheydt unter der Leitung von Udo Witt. Überraschend war auch der Künstler selbst zur Eröffnung gekommen, weil "der Weg von Leipzig nach Rom natürlich über Mönchengladbach führt", wie er sagte. Daher konnten sich die Besucher nicht nur von Kunsthistoriker und Triegel-Kenner Dr. Richard Hüttel in das Werk des Leipziger Künstlers einführen lassen. Sie konnten auch mit Michael Triegel, von dem das Papstporträt Benedikts XVI stammt, auch über sein Verhältnis zu Martin Luther, den leeren Himmel der Aufklärung und seine detailreiche Art des Arbeitens sprechen. Ihm sei der Reformator vor allem als Suchender nahe gekommen, sagte der Künstler. Die Trauer Luthers um seine geliebte Tochter bildet Triegel durch ein totes Vogelküken ab, hinter dem eine Kinderzeichnung von der Auferstehung Christi zu sehen ist.

In einer beeindruckenden Lesung aus Luthers Tischreden ließen die Schauspieler Michael Ophelders und Jenni Weidner die Welt des Reformators lebendig werden und interpretierten seine Aussagen ebenso wie es Triegel in seinen Bildern getan hat. „Die Sprache des Reformators überwältigt“, kommentierte  Dr. Albert Damblon, einer der Initiatoren der Ausstellung.  Eindrucksvoll musikalisch begleitet wurde die Lesung in der Krypta des Münsters durch Kirchenmusikerin Suin Chen-Haurenherm und ihre Tochter Nadia.

Die Triegelausstellung zeigt ein weiteres Mal die besondere ökumenische Verbundenheit der Innenstadtgemeinden.

Angela Rietdorf